Entstehung
Bernhard Nolz (Foto, links) und Prof. Dr. Wolfgang Popp († Mai 2017) gründeten im August 2000 im Geiste des UN-Jahres für Friedenskultur in Siegen das ZFK, eine Einrichtung der Gesellschaft für Friedenserziehung e.V..
In ihren Räumen boten sie Jugendlichen wie Erwachsenen die Möglichkeit sich aktiv, kreativ und selbstbestimmt mit Fragen der Förderung einer Kultur des Friedens in Siegen und Umgebung auseinander zu setzen.
Im Jahr 2002 verlor Jan Meyer-Krügel im Alter von 20 Jahren durch einen schweren Unfall sein Augenlicht und seine rechte Hand. Er stand nun vor einer großen Herausforderung: Er musste plötzlich von vorne anfangen, umlernen und umdenken!
Er besuchte eine Dürener Einrichtung für Behinderte, um sich mit der Blindenschrift und weiteren blindentechnischen Grundfertigkeiten vertraut zu machen. In dieser Zeit wuchs in ihm der Wunsch, etwas für andere Blinde in der Gesellschaft zu tun, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, für Chancengleichheit zu kämpfen und einen Neuanfang für sich selbst zu suchen. Sein Ziel: eine Arbeit und positive Zukunftsaussichten.
So fand er Ende März 2005 im Zentrum für Friedenskultur die passende Unterstützung. Bernhard und Wolfgang gefiel die Idee vom Dunkelcafé und so stellten sie Jan ihren dunkelsten Raum (ohne Fenster) zur Verfügung.
Jan Meyer-Krügel:
“Eine Weile nichts zu sehen ist eine Erfahrung, die Augen öffnen kann. Die meisten denken, Blinde seien hilflos, aber man ist im Dunkeln nicht so hilflos wie man glaubt.”
Im Jahr machen inzwischen viele Menschen diese besondere Erfahrung. Sie kommen nicht nur aus Siegen und der näheren Umgebung, sondern auch aus Städten wie Köln, Hamburg, Gummersbach und Wiesbaden. Meist besuchen größere Gruppen das Dunkelcafé. Es sind Schulklassen, Stammtische und Vereine, aber auch viele Paare und Familien.
“Die Besucher*innen durch die Welt der Blinden zu begleiten, ist meine schönste Aufgabe.”
ERÖFFNUNG
Am 3.+ 4. Juli 2005 war es soweit, das spannende Experiment “Dunkelcafé” startete um 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen in völliger Dunkelheit. Hineingeführt in die Finsternis wurden die Gäste von Jan, der auch servierte und von Melanie Däubler (blind) unterstützt wurde. Der Andrang der Gäste und die Nachfrage waren so groß, dass man entschied, das Dunkelcafé fortzuführen.
Eine Idee entwickelt sich weiter.
Jan Meyer-Krügel hatte sich in seiner Ausbildungszeit in Düren mit dem geburtsblinden Ashraff Salem angefreundet und ihm erzählt: „Wenn ich nach Siegen komme eröffne ich ein Dunkelcafé.” Da beide weiterhin Kontakt hatten, kam er vorbei, half mit, war begeistert und verlegte seinen Wohnsitz nach Siegen. So bereichert er bis heute das Dunkelcafé mit seinen Erfahrungen wie es ist, von Geburt an blind zu sein. Er unterrichtet die Schüler*innen in Blindenschrift, ist ein Meister im Braille lesen und betreut unsere Gäste in der Dunkelheit.
In den darauf folgenden Jahren kamen viele Gäste und Schulklassen, aber auch erste Projekte fanden statt, zum Beispiel:
Integration im Austausch über Kunst
Projektleiterin Julia Mesing malte und töpferte mit Gästen des Café Blau und den blinden Mitarbeitern in den Räumen des Zentrums für Friedenskultur.
Tastbild-Workshop und Ausstellung Sichtweisen
Die sehbehinderte Künstlerin Bärbel Frank aus Gelsenkirchen bastelte mit ihren Gästen aus Nägeln, Bohnen und Kernen tolle Tastbilder. Diese taktilen Objekte wurden ausgestellt und durften angefasst und erspürt werden. Auf dem Foto rechts ertastet Jan die harten, weichen und spitzen Bilder der Ausstellung. Für die sehenden Besucher gab es Kunstwerke des surrealen Dortmunder Malers Vincenzo Mango, der seine fortschreitende Augenerkrankung in seinen Bildern thematisiert.
Die Idee kommunizieren - der Werbeauftritt
Was nützt die beste Idee, wenn sie keiner kennt, das Geschäft nicht ansprechend nach außen wirkt und die Menschen nichts vom Dunkelcafé wissen, weil es kein Marketing gibt? Dies alles ging Petra Kölsch durch den Kopf, als sie im Dezember 2013 zum ersten Mal das Dunkelcafé besuchte.
Die Idee eines modernen Auftritts und entsprechender Werbung ließ sie nicht mehr los – so bot sie ihre Unterstützung als Grafikerin an. In den folgenden Jahren erarbeitete sie ehrenamtlich und eigenständig ein komplettes Konzept für Print, Außenwerbung und Internet und löste dabei zwei ganz besondere Herausforderungen: Menschen aller Altersgruppen für die Dunkelheit zu begeistern und für das Thema Behinderung zu sensibilisieren! Neben der Werbung fand sie großen Spaß daran, den außerschulischen Lern- und Bildungsort mit aufzubauen, Schulen das Angebot näherzubringen und Firmen als Sponsoren zu gewinnen.